Sonntag, 21. September 2014

Bundesliga: Deshalb kommen die Top-Teams nicht in Fahrt

Die Bayern: Unentschieden. Leverkusen: Niederlage. Dortmund: Niederlage. Schalke: Unentschieden, noch immer kein Sieg. Die Bilanz der Top-Teams der Bundesliga vom vierten Spieltag liest sich grausig. Unter der Woche begeisterten die Mannschaften - Leverkusen mal ausgenommen - noch in der Champions League, im grauen Liga-Alltag konnte sich keines der vier besten Teams der letzten Saison durchsetzen. Statt Bayern, Dortmund und Leverkusen stehen Paderborn, Mainz und Hoffenheim an der Tabellenspitze. Doch woran liegt´s? Gibt es in diesem Jahr einen Machtwechsel in der Bundesliga? Nein, das nicht. Aber die besten Mannschaften der Liga sind noch nicht konstant, noch nicht wieder im Liga-Alltag angekommen. Gefühlt war die Sommerpause für einige zu kurz.

FC Bayern München: Von Woche zu Woche denken

Pep Guardiola, Matthias Sammer und Co. kündigten bereits an, in den ersten Wochen der Saison nur ergebnisorientiert zu spielen. Hauptsache drei Punkte, egal ob man Mainz jetzt mit 7:0 an die Wand spielt oder eben nur ein 1:0 herausholt. Acht Punkte aus vier Spielen sind dürftig, zumal der FCB Punkte gegen Schalke und Hamburg verloren hat - zwei der drei schlechtesten Mannschaften der noch jungen Saison. Da wird man sich an der Isar also besonders ärgern, zumal die Gegner schlagbar gewesen wären. 

Die Gründe für die Formschwäche der Münchner sind plausibel. Unzählige WM-Fahrer, eine vernünftige Vorbereitung war bei den Münchnern kaum möglich. Hinzu kommen die Ausfälle vieler Leistungsträger. Franck Ribéry, Arjen Robben, Bastian Schweinsteiger, Thiago, Holger Badstuber, Javi Martinez - die Liste der Verletzten scheint bei den Bayern kein Ende zu nehmen. Bedenkt man die Tatsache, dass sie mit ihren Stars, die aktuell noch fehlen, noch besser spielen würden, kann man an der Isar mit dem bisherigen Saisonverlauf doch halbwegs zufrieden sein. Da Leverkusen und Dortmund gepatzt haben, stehen die Bayern punktgleich mit Spitzenreiter Paderborn auf Platz vier. Alles noch im grünen Bereich also. In der Champions League konnte das Auftaktspiel auch gewonnen werden - das bringt Ruhe in den Verein. Pep Guardiola wird die Mannschaft von Woche zu Woche weiter formen, die Spieler werden wieder in den gewohnten Rhythmus kommen und sich einspielen. Die Münchner müssen einfach Woche für Woche die maximale Punktausbeute holen - der Zauberfußball kommt dann von ganz alleine.

Borussia Dortmund: Zwischen Genie und Wahnsinn

In der Champions League unter der Woche hätte das Team von Jürgen Klopp Arsenal London locker mit 5:0 nach Hause schicken können. Die Borussen spielten stark, Ciro Immobile erzielte ein wunderschönes Tor, alle Probleme des BVB schienen gelöst. Nach dem Bundesliga-Spiel gegen Mainz sieht es deutlich düsterer aus. Henrikh Mkhitaryan hat sich verletzt und wird für mehrere Wochen ausfallen. Zudem setzte es beim FSV schon die zweite Saisonniederlage im vierten Spiel. Ciro Immobile verschoss nach seinem guten Auftritt in der Königsklasse einen Elfmeter, vergab den zwischenzeitlichen Ausgleich. Zum Vergleich: Die zweite Niederlage setzte es in der letzten Saison erst am zwölften Spieltag.

Auch die Borussia leidet vor allem an den Ausfällen wichtiger Leistungsträger. Marco Reus, Kuba, Mats Hummels, jetzt Mkhitaryan - sie alle fehlen dem Spiel des BVB, waren in der Vergangenheit Erfolgsgaranten. Außerdem macht sich das Fehlen von Robert Lewandowski enorm bemerkbar. Der Pole war mit seinen Toren unglaublich wichtig für Dortmund, in dieser Saison fehlt ein echter Vollstrecker. Vergangene Saison hatte Dortmund nach fünf Spielen 15 Tore auf dem Konto, jetzt sind es nur sechs Tore nach vier Spielen. Auch die Abwehr wirkt alles andere als sicher. Mats Hummels fehlt in der Viererkette an allen Ecken und Enden. Neuzugang Matthias Ginter erlebte gegen Mainz ein unglückliches Spiel, sah beim 1:0 des FSV nicht gut aus und erzielte das 2:0 per Eigentor. Für Dortmund gilt dasselbe wie für die Bayern: Woche für Woche Punkte holen, den Anschluss nicht verlieren und sich weiter einspielen. In der Champions League hat die Klopp-Truppe ja gezeigt, dass sie auch aktuell unheimlich gut Fußball spielen können. Fehlt nur noch die Konstanz, diese Leistungen jedes Wochenende in der Bundesliga abzurufen.

Bayer Leverkusen: Noch lange kein Titelaspirant

Was waren die Kritiker von Bayer Leverkusen zu Saisonbeginn begeistert. In der Champions-League-Qualifikation wurde Kopenhagen regelrecht zerlegt, die Vorbereitung lief sehr gut und am ersten Spieltag spielte Bayer die Borussia aus Dortmund an die Wand. Kicker, Spox, Sportbild - alle waren sich sicher, dass mit Leverkusen in diesem Jahr zu rechnen ist. Die Ansätze, die das Team gezeigt hat, waren gut. Neu-Trainer Roger Schmidt hat jedoch noch viel Arbeit vor sich, die Mannschaft zu formen. Leverkusen ist nämlich noch lange kein Titelanwärter.

Wenn es um die Wurst geht, versagt Bayer. Das war in der Vergangenheit so, das scheint auch in diesem Jahr wieder so zu sein. Was nützen tolle Auftritte gegen Dortmund und Kopenhagen, wenn man - trotz größter Dominanz - Werder Bremen total dominiert und am Ende nur 3:3 spielt? Auch in der Champions League das gleiche Bild. Geht es um was, versagen Leverkusen die Nerven. Gegen Monaco war die Schmidt-Elf zwar besser und hätte gewinnen müssen, verlor aber mit 0:1. Nach den Abgängen von Falcao und Jamez Rodriguez ist Monaco definitiv keine Top-Mannschaft mehr, die Werkself hätte drei Punkte holen müssen. Auch an diesem Spieltag in der Liga war vom Leverkusener Angriffs-Fußball wenig zu sehen. In Wolfsburg setzte es eine 1:4-Schlappe. Und: Der VfL war bisher alles andere als gut in die Saison gestartet, Leverkusen war Favorit. Statt der Tabellenführung bleibt für Bayern 04 mal wieder nur die goldene Ananas. Roger Schmidt braucht noch Zeit, um seiner Mannschaft das Gewinner-Gen einzupflanzen. Momentan ist die Werkself aber noch zu unsicher und kann das Potenzial nicht immer abrufen. Vor allem, wenn es wichtig wird, versagen Kießling und Co. Ein Schelm, wer dabei an Vizekusen denkt.

FC Schalke 04: Die Null steht einfach nicht

Wer hätte das gedacht: Beim FC Chelsea holte der FC Schalke 04 in der Champions League unter der Woche einen Punkt. Ein bärenstarker Julian Draxler, ein treffsicherer Klaas-Jan Huntelaar und ein zufriedener Jens Keller machten die Sensation möglich. Während also auf europäischer Ebene alles gut ist, sieht die Schalker-Welt in der Bundesliga ganz anders aus. Vier Spiele, zwei Punkte, noch kein Sieg - Im nationalen Wettbewerb kommt S04 nicht in Fahrt.

Bisher überzeugte die Mannschaft von Jens Keller lediglich gegen Top-Teams. Gegen die Bayern holte sie zu Hause ein verdientes 1:1, auch der Auftritt bei Chelsea war bärenstark. Hätte man allein diese Spiele der Schalker gesehen, müsste man meinen, sie würden um die Tabellenspitze spielen. Das es nicht so ist, liegt vor allem an der schwachen Defensive. Neun Gegentore in vier Spielen - nur Hertha und Werder haben mehr kassiert. Für eine Spitzenmannschaft ist dieser Wert viel zu schlecht. Allein gegen Mönchengladbach kassierte Ralf Fährmann vier Gegentore, gegen Eintracht Frankfurt schon wieder zwei, wie auch gegen Hannover. In jedem Spiel gegen vermeintlich schwächere Teams hat Schalke mehr Gegentore kassiert als gegen Top-Mannschaften wie Bayern und Chelsea. Da war es jeweils nur ein Gegentor. Trotzdem: S04 hat noch kein Pflichtspiel zu null gespielt. Hier muss Jens Keller ansetzen. Auch muss die Mannschaft disziplinierter auftreten. Zwei rote Karten gegen Frankfurt gehen einfach nicht.

Dir gefallen die Artikel von Kevin Hildebrand? Dann jetzt Fan auf Facebook werden und keine Neuigkeiten mehr verpassen! Kevin Hildebrand - Offizielle Facebookseite

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen