Mittwoch, 18. Februar 2015

Mehr Plätze ≠ Mehr Stimmung

Seit kurzem darf der FC Bayern München seine Heimspiele vor 75.000 Zuschauern austragen. Knapp 4000  Menschen mehr passen nun in die Allianz Arena. Vor allem die Südkurve wurde ordentlich aufgestockt, mehr Stehplätze wurden für die Anhänger des deutschen Rekordmeisters bereitgestellt. Doch bedeuten mehr Stehplätze und eine größere Kurve auch eine bessere Stimmung im ganzen Stadion? Diese Frage lässt sich mit einem einfachen nein beantworten. Warum das so ist, lest ihr im Stimmungscheck aus der Allianz Arena vom Spiel Bayern gegen Hamburg.

Anmerkung: Ich verfolgte das Spiel von der Haupttribüne aus und saß ungefähr auf Höhe der Mittellinie. Somit waren die Ultras des HSV links, die des FC Bayern rechts von mir platziert.

Der HSV: Die Fans zeigen Leistung, die Spieler nicht

Schon vor dem Anpfiff legten die Fans der Gäste mit einigen Gesängen los, während man sich in der Südkurve noch zurückhielt. Nach Spielbeginn wussten die HSV-Anhänger zu beeindrucken: lautstarke Gesänge und Anfeuerungsrufe der Hansestädter hallten durch die Allianz Arena. An dieser Stelle muss man auch so ehrlich sein und zugeben: Stellenweise waren die Hamburger gefühlt lauter als die Ultras München. Hätten die Kicker des HSV auf dem Platz eine annähernd gute Leistung gezeigt wie ihre Fans auf den Rängen, sie hätten mit Sicherheit nicht eine solche Klatsche kassiert.

Als die Kicker der Münchner in Fahrt kamen und den Gästen ein Tor nach dem anderen einschenkten, wurde es leider auch im Gästeblock deutlich leiser. Anfeuerungsrufe kamen nur noch sporadisch und unregelmäßige, die Lautstärke vom Spielbeginn erreichten diese auch nicht mehr. Schade! Nach Spielschluss gab es für die Mannschaft des HSV vereinzelt Pfiffe, viele Fans klatschten aber trotz des schlechten Resultats artig Beifall für ihre Mannschaft. Unterstützung bis zur letzten Minute, egal bei welchem Ergebnis - die Ultras des HSV haben eine ordentliche Leistung gezeigt.

Ebenfalls nett: die Sticheleien der Hamburger-Fans in Richtung Südkurve München. Immer wieder stimmten sie ein "Scheiß FC Bayern" an, das auch noch ziemlich laut im Stadion zu hören war. Als die Münchner Nordkurve (!) auf diese Rufe reagierte, kam als Antwort nur ein verhöhnendes "Nicht so laut, nicht so laut". Herrlich! Bei einem solchen Duell wie dem zwischen Bayern und Hamburg gehören (friedliche) Sticheleien zwischen den Fans einfach dazu.

Nur die halbe Südkurve macht mit

 War die Stimmung in der Münchner Südkurve in der Hinrunde gefühlt noch auf dem Weg, besser zu werden, ist das Spiel gegen den HSV als Rückschritt zu werten. Klar, die üblichen Bekannten wie Inferno Bavaria, Alarmstufe Rot und Co. haben wie immer Vollgas gegeben. Dennoch konnte man sehen, dass in der Südkurve eben viele nicht mitsingen und klatschen. Durch die Aufstockung der Stehplätze sieht die Kurve zwar schon auf den ersten Blick deutlich voller aus, ist aber noch immer zu statisch.

Es bleibt das gewohnt Bild: Der untere Teil der Kurve macht mit, der Rest nur selten. An den Seiten, in den Blöcken 111 und 114, ist der Support auch weiterhin deutlich steigerungsfähig. Das führte dazu, dass die Hamburger teilweise gefühlt lauter waren als die Anhänger der Bayern. Nur selten machte mal die gesamte Südkurve bei einem Gesang mit ("Ich geb mein Herz für dich"). Diese Bilder waren dafür sehr beeindruckend: Die Ganze Kurve hüpfte, schrie lautstark. Mehr davon, bitte!

Zudem war beim Spiel gegen den HSV eine gewisse Dynamik in der Nordkurve zu spüren. Diese sang deutlich lauter als sonst mit, versah die Hamburger Fans sogar eigentständig mit verhöhnenden Rufen. Südkuve und Nordkruve vereint sorgten für eine angenehme Atmosphäre. Leider kommt es dazu jedoch zu selten.

Es bleibt festzuhalten: Die Stimmung in der Allianz Arena war sicherlich schon schlechter. Mehr Stehplätze bedeuten aber nicht automatisch eine bessere Stimmung. Wer die gegen Hamburg erwartet hatte, wurde enttäuscht. Wenn es die Ultras noch schaffen, die Südkurve auf der gesamten Länge besser einzubinden und die Nordkurve häufiger einsetzt, ist das Potenzial für eine bessere Stimmung in der Allianz Arena groß.

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