Samstag, 19. Juli 2014

Bärenstarker Boateng

David Luiz, Thiago Silva oder Sergio Ramos und Co. werden regelmäßig genannt, wenn es darum geht, den besten Innenverteidiger der Welt auszumachen. Doch während die genannten Herren bei der WM in Brasilien einen eher mäßigen Eindruck hinterließen, trumpfte ein anderer ganz groß auf: Jerome Boateng vom FC Bayern München. Obwohl er mitunter als Rechtsverteidiger auflaufen musste - eine Position, die er nicht gerne spielt - lieferte er insgesamt eine souveräne WM ab. Im Finale gegen Argentinien zeigte er sich als sicherer Abräumer und erkämpfte sich Ball um Ball. Trotz dieser starken Leistung: Im Fokus der Medien stehen andere Spieler. Zu Unrecht.

Auch auf rechts eine Bank

Im ersten Spiel der Deutschen gegen Portugal lief Boateng als Rechtsverteidiger auf. Diese Entscheidung dürfte ihm so gar nicht geschmeckt haben, bevorzugt er doch die Rolle in der Innenverteidigung. Dennoch: Von ihm war kein Murren zu hören, er spielte dort, wo Joachim Löw ihn aufstellte. Und er machte seine Sache richtig gut. Der gefürchtete Weltfußballer Cristiano Ronaldo - gegen Jerome Boateng war von ihm nichts zu sehen. Der 25-Jährige nahm den Portugiesen komplett aus dem Spiel, zeigte auch in der Vorwärtsbewegungen Aktionen, die man von ihm gar nicht gewohnt war. Er spielte einfach bärenstark. Nach der Verletzung von Shkodran Mustafi und der Beorderung von Philipp Lahm aus dem defensiven Mittelfeld zurück auf die Position des Rechtsverteidigers durfte Boateng wieder in der Innenverteidigung ran. Und spielte das Turnier stark zu Ende. Besonders seine Leistung im Finale war klasse, ging im Jubel rund um den gewonnenen Weltmeisterschaftstitel aber etwas unter. 13,6 zurückgelegte Kilometer, erfolgreiche Tacklings und Klärungsversuche - in allen Werten, die für die Defensive von Belang sind, lag er weit über dem Durchschnitt des Teams. 

Besser als die Millionen-Einkäufe

Unterm Strich steht also eine ordentliche WM von Jerome Boateng. Besonders interessant ist jedoch der Vergleich mit anderen Verteidigern von Weltklasse-Format. David Luiz zum Beispiel: Er wechselt für ungefähr 60 Millionen Euro zu Paris Saint-Germain. Doch selbst diese horrenden Ablösesummen sind keine Garantie für Leistung. Luiz spielte im gesamten Turnier 14 Minuten mehr als Boateng, legte jedoch insgesamt sieben Kilometer weniger zurück. Ein Indiz dafür, dass der Deutsche auf dem Platz Vollgas gab. Auch in Sachen angekommene Pässe und zurückeroberte Bälle hat der Brasilianer statistisch das Nachsehen. Vergleicht man noch Luiz´ Teamkollegen Thiago Silva mit Boateng, fällt auf: Der Kapitän der Brasilianer hat noch deutlich schlechtere Defensiv-Werte - zwar auch ein Spiel weniger auf dem Buckel, doch die Differenz bei den für die Defensive wichtigen Werte ist ziemlich groß.

Diese Zahlen zeigen: Geld allein garantiert keine Leistung. Vor der WM noch häufiger für seine Leistungen im Dress des FC Bayern München kritisiert, strafte Boateng alle Kritiker mit seinen guten Leistungen in Brasilien Lügen. Kann er diese Form auch auf die Bundesliga-Saison übertragen, können die Bayern froh sein, David Luiz für den völlig überzogenen Preis von 60 Millionen Euro nicht geholt zu haben. 

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